[Know How]: Stickwahl: Welche Unterschiede machen Holzart, Gewicht und Tip-Form?

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all_about_music
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[Know How]: Stickwahl: Welche Unterschiede machen Holzart, Gewicht und Tip-Form?

Beitrag von all_about_music »

Die Wahl des richtigen Drumsticks ist oft eine Sache von Gefühl, Gewohnheit – und manchmal auch Trial & Error. Trotzdem lohnt es sich, das Thema etwas genauer zu betrachten, denn Material, Gewicht, Länge, Durchmesser und Tip-Form beeinflussen nicht nur das Spielgefühl, sondern auch den Klang und die Ausdauer beim Spielen. Hier ein umfassender Überblick, worauf man achten kann und welche Unterschiede es wirklich machen.


Die Holzart – mehr als nur Geschmackssache

Die meisten Drumsticks bestehen aus Hickory, Maple oder Oak (Eiche), seltener auch aus speziellen Materialien wie Carbon oder Aluminium.

- Hickory ist der Standard: ausgewogen im Gewicht, dämpft Vibrationen gut und ist relativ langlebig. Deshalb ist es die am häufigsten verwendete Holzart für Drumsticks.
- Maple (Ahorn) ist leichter und flexibler. Wer schnelle Bewegungen oder viel Dynamik spielt (z. B. Jazz oder Funk), wird den geringeren Widerstand mögen. Allerdings brechen Maple-Sticks schneller.
- * Oak (Eiche) ist schwerer und härter – das führt zu mehr Lautstärke und Durchsetzungsfähigkeit, aber auch zu höherer Belastung für Handgelenke und Becken.

Ein leichter Stick ermöglicht schnellere Bewegungen, ein schwerer gibt mehr Rückmeldung und sorgt für lauteren Grundsound – was z. B. in Rock oder Metal von Vorteil sein kann.


Gewicht, Länge und Durchmesser

Die Bezeichnungen wie 5A, 7A, 5B, 2B usw. sind keine Norm, aber grobe Anhaltspunkte:

- 7A – dünn und leicht, oft im Jazz oder für leises Üben verwendet
- 5A – der Allrounder, beliebt in Pop, Rock, Funk
- 5B – etwas dicker und schwerer, gut für Rock und härtere Musikrichtungen
- 2B – noch schwerer, für maximale Lautstärke und Präsenz

Die Länge (meist 39–42 cm) beeinflusst Hebel und Reichweite – längere Sticks bieten mehr Schlagkraft, kürzere geben mehr Kontrolle.

Ein dickerer Durchmesser führt zu mehr Masse und Lautstärke, aber auch zu höherem Energieverbrauch. Wer schnell spielt oder zu Ermüdung neigt, sollte eher zu dünneren Modellen greifen – oder gezielt mit dicken Sticks trainieren und live mit leichteren spielen.

Tip-Form – wie der Kopf den Klang beeinflusst

Die Form und das Material der Stickspitze (Tip) haben entscheidenden Einfluss auf den Klang – vor allem auf Becken:

- Round (rund): sehr fokussierter Klang, besonders klar auf Ride-Becken
- Acorn (eichelförmig): wärmerer, vollerer Sound – gut für Toms und Crash
- Tear Drop (tropfenförmig): ebenfalls warm, aber präziser als Acorn
- Barrel (fassförmig): breiter Attack, laut und durchsetzungsfähig

Dazu kommt die Unterscheidung zwischen Holz-Tip und Nylon-Tip:

- Holz-Tips klingen natürlicher und wärmer, besonders auf Becken. Dafür nutzen sie sich schneller ab.
- Nylon-Tips liefern einen klareren, definierteren Sound auf Becken und sind haltbarer – manche empfinden sie jedoch als zu „klickend“ auf Fellen.


Lackiert, unlackiert, griffig – was liegt gut in der Hand?

Ein oft unterschätzter Faktor ist die Oberfläche:

- Lackierte Sticks fühlen sich glatter an, können bei Schweiß aber rutschig werden.
- Unlackierte Sticks (oder Modelle mit speziellem Grip-Coating) bieten besseren Halt – gerade bei langen Gigs oder wenn man schnell schwitzt.
- Es gibt auch Modelle mit Gummi-Grip oder strukturiertem Holz – das ist Geschmackssache, kann aber bei Problemen mit dem Halten helfen.


Spezialsticks – für besondere Anwendungen

Neben den klassischen Sticks gibt es viele Sonderformen:

- Brushes (Besen) – für Jazz, Akustiksets oder leises Spiel
- Rods (Bündelstäbe) – Zwischenlösung aus Besen und Stick, oft bei Unplugged-Konzerten
- Mallets – für weichen Ton auf Toms oder Becken, etwa bei Intros oder Orchesterparts

Auch diese sollte man griffbereit haben, je nach Repertoire.


Fazit – welcher Stick passt zu wem?

Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage nach dem richtigen Stick. Entscheidend sind Spielstil, Musikrichtung, persönliches Empfinden und teilweise auch körperliche Faktoren (z. B. Verletzungsanfälligkeit, Griffkraft, Gelenkprobleme).

Tipp: Mehrere Modelle testen – idealerweise im Proberaum und nicht nur im Laden. Was sich im Sitzen gut anfühlt, kann im Bandkontext anders wirken. Und wenn man viel live spielt, lohnt es sich, immer mindestens ein zweites Paar desselben Modells als Ersatz dabei zu haben – oder auch einmal mit einem etwas anderen Stick zu experimentieren, um aus der Komfortzone zu kommen.

Wer mag, kann hier gerne posten, mit welchen Sticks er oder sie spielt – vielleicht ergibt sich daraus eine interessante Diskussion oder neue Empfehlungen.
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